
Mal mir den Morgen
mal mir den Morgen in Pastell
mit rosenroten Wangen
lass seine Augen leuchten
hinter Wolkenwimpern
und locken mich
in deinen Tag
den Abend aber tauch in Aquarell
bis Blau verschwimmt in Nacht
dass Farben fließen
in das Dunkel
und Stille breitet sich
in uns
© Uta Lösken

Vogelfrei
ich hatte Besuch heute
ein stolzer Vogel
saß im Baum
jenem Baum
den ich auserkoren
meiner zu sein
unter all denen
die wachsen
der Vogel hüpfte von Ast zu Ast
mit geschwollener Brust
unablässig und eifrig
doch ohne Hast
als ich die Augen schloss
um sie Tage später
wieder zu öffnen
war der Vogel
mit mir geflogen
durch all die Träume
bitteren Salze
hatte sich niedergelassen
in einem Baum
einem anderen
nicht meinem
stolz eifrig und ohne Hast
hüpfte er von Ast zu Ast
© Julietta Fix

und wird ein warten sein
ich glaube
dass sich ein schweigen
aus der zeit wintert
wo in der weite
der nacht ein atmen
durch kälte streift
und halt macht
vor gesplitterten
träumen
in denen laub
sich hügelt
neben den wegen
und jeder schritt versinkt
in gedanken an morgen
und an dich
sehnsucht windet sich
durch zäune
sucht verwittertes
zu durchdringen
und lockt das auge
mit dem versprechen
satter farben jenseits
des wartens
etwas bleibt
hinter dem gewissen zurück
nur der blick auf den tag
der vor allem war
behält hoffnung in sich
einen beginn
der stets aufs neue
alles vorenthält
© claire delalune
Als Hörversion
gesprochen von Elsa Rieger

es war ein gutes jahr
es war ein gutes jahr
auf dieser insel
die von der welten kriege
noch verschont
die aufgabe des friedens
zu erfüllen
zu hegen und zu pflegen
ihn wo er gedeiht
im innern
zu tragen ihn als fackel
in die nacht
der unzufriedenheiten
hader und streit
den raum zu nehmen
mit liebesglut
die lust und wollen
in das blut des lebens pumpt
© evelyne w.
weihnachtsklang
traut trägt der glocke klang
das lied der weihnacht
über der dächer glitzernd weiß
frieden ward
als augenblick geboren
steigt still empor
zum firmament der hoffnung
flicht einen sternenstrauß
um tiefster täler dunkel
zu erhellen
ein summen dringt
in angstverklebte ohren
aus mündern schwillt
ein chor der zuversicht
breitet die arme aus
und gebt der botschaft heimat!
traut trägt der glocke klang
die weihnacht dann in euer herz
© evelyne w.
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liebe lyrikfreunde!
wir bedanken uns
für die begleitung durch das jahr
und wünschen euch allen ein
friedliches weihnachtsfest und
ein tolles neues jahr!

Weihnachtslied, chemisch gereinigt
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht so weit.
Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.
Lauft ein bisschen durch die Strassen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün mit Osrambirnen -
lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heil'ge Nacht -
weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt für's Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit...
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Erich Kästner
1899-1974
Zärtlich ... aber nicht nur
Plätschern
Wie Wasser im Bach
Flüstern
Wie Wehen ganz leicht
Streicheln
Daunenfederzart
Und dann
Wilde Wasser
Beißende Stürme
Ein Fassen und Greifen
Flutendes Stöhnen
Dem zärtlich Verwöhnen
Folgt lüsterner Tanz
© Wolfgang Schulze

Frühlingshafte Gedanken im Herbst
die Natur erinnert
an Blüten im Regen
an Tautropfen im Gras
an Liebe im Herbst -
es ist wie Aufbruch
ist Frühling, Liebe
Erfüllung und Glück
Himmel und Erde
Tag und Nacht
herbstzeitdenkende Frucht
tief hast du gewurzelt
im frühlingshaften Schatten
© Ursa

Herbstnah
Von einander gelassen
ertrinken wir in Leere.
Erde zerfließt, wird
zum Sandmeer.
Der Baum darin,
Treibholz.
Worte sind ohne Ufer,
um Augen kreisen Ringe.
Unsere Spuren
versinken
mit dem Sommer.
Haltlos.
© Elke Kaminsky

Lotosblume
Wahrhaftig, wir beide bilden
Ein kurioses Paar,
Die Liebste ist schwach auf den Beinen,
Der Liebhaber lahm sogar.
Sie ist ein leidendes Kätzchen
Und er ist krank wie ein Hund,
Ich glaube, im Kopfe sind beide
Nicht sonderlich gesund.
Sie sei eine Lotusblume
Bildet die Liebste sich ein;
Doch er, der blasse Geselle,
Vermeint der Mond zu sein.
Die Lotusblume erschließet
Ihr Kelchlein dem Mondenlicht.
Doch statt des befruchtenden Lebens
Empfängt sie nur ein Gedicht.
Heinrich Heine
1797-1856

Erwachen
der Morgen
kalt
so kalt
dass Nebelschleier
durch das Tal sich ziehen
ohne Kraft
zur Sonne aufzusteigen
die Sonne
tief
so tief
verborgen hinter Hügeln
zaghaft
hebt sie sich
und blinzelt über Blätter
die Blätter
starr
so starr
von Frost gesäumt
mit weißen Perlen
die im Schein der Sonne
klare Tropfen werden
© Uta Lösken

Vor der Stille
Aufbäumen
in Glut ehe der Saft
ihn verlässt
letztes Erinnern
an rauschende Hitze
und Küsse beschützt
im dichten Grün
fällt bald wie Tränen
dem Frosthauch anheim
welkend belebt er die Erde
© Elsa Rieger
herbst bist du
schemengleich
ein bunter hauch
dein lächeln
das so endgültig
verweht den sommer
der nicht mehr der unsre war
raureif glänzt
auf deinen lippen
die krähe krächzt
dein lied
durch die nebel
meiner sinne
eine letzte träne
fällt aus dem licht
der heiterkeit
du bist der herbst
und warst es schon
im frühling
© lylo

Mit den Jahren kommt der Herbst näher ...
Vor Zeiten wagte er sich kaum über den Horizont,
schickte vielleicht einen Silberfaden vorbei
und ließ - vom Wind verweht – ein welkes Blatt
in meinen Garten fallen.
Viel Zeit war nicht vergangen, da sah er von Ferne zu mir herüber.
Er wohnte wohl auf den Bergen, nahe der Stadt.
Gelbrot und braun zwinkerte er durch das Laub
und trug dem Wind auf, erdige Süße zu mir zu tragen –
eine Verheißung verbunden mit Dankbarkeit.
Einige Jahre später
färbte der Herbst schon den Weg bis zum Haus –
eine Allee flammender Zeugen seiner Gegenwart.
Er weinte, als ich dem nicht genügend Beachtung schenkte
und verbarg seinen goldenen Glanz
hinter schweren Wolkenvorhängen.
Nicht lange danach
ließ er sich ganz und gar in meinem Garten nieder:
Die Bäume bogen sich unter der Last reifer Äpfel,
rotes Weinlaub schmückte die Fassade der alten Laube.
Sein warmer Atem berührte die Rosen,
so dass sie noch einmal mit aller Kraft
ihren süßen Duft verströmten.
Dieses Jahr nun ist der Herbst
noch näher getreten.
Ich erwarte ihn bereits in meinem Haus.
Verwelkendes bringt er mit sich,
die letzte Ernte, schweren Erdgeruch
und Tränen unter grauem Himmel.
Horch,
er stürmt schon
herein. -
Wenn er vor meinem Bett steht,
dann gehe ich…
© claire delalune
development